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Georges Meister (1848 - 1902): "Erwinn".
Um den Belgier Georges Meister und seine Musik zu
verstehen muss man ein wenig in jene Zeit schauen, in der
die Klarinetten-Fantasie „Erwinn“ entstand: Der Krieg
zwischen Deutschland und Frankreich war 1871 zu Ende
gegangen, wie immer lag Belgien zwischen den Fronten. Da
war es für einen Klarinettisten von Rang und Namen nicht
etwa unangenehm sondern eine angesagte Ehre, vor einem
grossen Militär-Blasorchester zu stehen und ein virtuoses
Solo zu spielen. Dieses ist dann eben auch die
Originalfassung der Fantasie, wobei das Orchester von der
Besetzung her gigantische Ausmasse annimmt. Und in der
Tat war „Erwinn“ einer der ganz grossen Bühnenerfolge
dieser Zeit. Womöglich hängt dies auch mit dem Thema
zusammen: Das alte venezianische Gondellied „La biondina
in gondoletta“ von G. S. Mayr war bereits der Gassenhauer
schlechthin, wenn der Solist dieses nach der langen
Einleitung endlich anstimmt, dann war er sich der
Zustimmung des Publikums sicher. Etwas verwirrend mag
für uns die Tatsache sein, dass „La biondina in gondoletta“
in den 1970er Jahren in den italienischen Schlagerhitparaden
eine überaus erfolgreiche Wiedergeburt erlebte.
Die Solokadenzen und Variationen sind in dieser Version auf
die drei verschiedenen Klarinetteninstrumente aufgeteilt,
und die Konzerterfahrungen von CLARIMONIA zeigen,
dass „Erwinn“ offensichtlich seinen Charme bis heute nicht
verloren hat.
Bernhard Kösling